Wie sich bestehende Flächen clever nutzen lassen, erklärt Verena Sowa, Gründerin von
like2camp, im Interview.
Frau Sowa, immer mehr Menschen wollen flexibel und naturnah campen. Gleichzeitig kämpfen viele Regionen mit wild parkenden Campern. Wie löst like2camp dieses Problem? Das ist die Herausforderung: Die Nachfrage nach Stellplätzen wächst, aber das Angebot hält nicht Schritt. Viele Camper meiden große Campingplätze und suchen individuelle Übernachtungsorte, oft auf Parkplätzen oder in der Natur – teilweise ohne Erlaubnis. Das führt zu Konflikten mit Gemeinden, Anwohnern und Naturschutzinteressen. Wir bieten eine Lösung: Wir schaffen Stellplätze auf bestehenden Flächen, machen sie buchbar und sorgen für eine legale Alternative zum Wildcampen und eine gezielte Besucherstromlenkung.
Aber warum gibt es so wenige flexible Stellplätze? Viele Gemeinden würden doch profitieren. Das Problem ist oft die Unsicherheit. Viele Kommunen wissen nicht, welche rechtlichen Vorgaben sie erfüllen müssen und scheuen den bürokratischen Aufwand. Auch private Flächenbesitzer, die Stellplätze anbieten könnten, haben oft Bedenken, vor allem wegen der Bürokratie. Wir nehmen diese Hürden weg, übernehmen Buchung, Abrechnung und sogar digitale Gästemeldung, sodass Stellplätze ohne großen Aufwand entstehen können.
Bergbahnen und touristische Betriebe sind für Ihr Modell besonders interessant. Warum? Diese Betriebe haben oft Parkflächen, die saisonal leer stehen: im Sommer, wenn keine Skigäste kommen, oder nachts, wenn Tagesbesucher längst abgereist sind. Wir ermöglichen es ihnen, diese Flächen als temporäre Stellplätze zu nutzen. Das bringt nicht nur zusätzlicheEinnahmen, sondern hilft auch, Camper gezielt zu lenken – weg von Straßenrändern und sensiblen Naturzonen, hin zu geplanten, gut betreuten Stellplätzen.
Klingt nach einer Win-Win-Situation. Was müssen Destinationen tun, um dabei zu sein? Der Einstieg ist denkbar einfach. Es braucht keine neue Infrastruktur, sondern nur die Bereitschaft, bestehende Flächen smart zu nutzen. Gemeinden und Betreiber können uns kontaktieren, wir kümmern uns um die Details: von der Buchung über die Abwicklung bis zur digitalen Integration ins Tourismusangebot.
Wildcampen ist für viele ein Reizthema. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Modell wirklich nachhaltiger ist? Durch Besucherlenkung! Statt Verbote auszusprechen, geben wir Campern attraktive legale Optionen. Wer weiß, dass er für wenig Geld einen naturnahen Stellplatz buchen kann, nimmt dieses Angebot eher an, als sich mit Wildcampen strafbar zu machen. So reduzieren wir Umweltbelastung, schonen sensible Gebiete und schaffen eine professionelle Betreuung für diese Zielgruppe.
Was müsste sich politisch ändern, damit solche Konzepte noch leichter umsetzbar sind? Es braucht einheitliche und klare Regelungen für temporäre Stellplätze. Momentan sind die Vorschriften von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und können zusätzlich noch durch Gemeindebeschlüsse individuell gestaltet werden. Das sorgt für Unsicherheit. Einheitliche Rahmenbedingungen und gezielte Förderprogramme für nachhaltige Stellplatzlösungen könnten viele Kommunen ermutigen, solche Angebote aktiv zu fördern.
Camping verändert sich rasant. Was erwarten Sie für die nächsten Jahre? Camping wird flexibler, digitaler und nachhaltiger. Starre Strukturen funktionieren nicht mehr. Es braucht Lösungen, die sich an die Bedürfnisse der Reisenden und Regionen anpassen. Wer jetzt in smarte Stellplatzkonzepte investiert, wird langfristig profitieren.