Weinregionen sind Sehnsuchtsorte für Genießer. Gleichzeitig ist Caravaning gefragter denn je. Was passiert, wenn man beide Trends kombiniert? Laut Professor Gergely Szolnoki von der Hochschule Geisenheim bietet die Verbindung von Weintourismus und Caravaning enormes Potenzial für Destinationen: „Weingüter haben die Chance, eine ganz neue Zielgruppe zu erschließen und zugleich ihre Region wirtschaftlich zu stärken."
Caravaning stärkt die regionale Wertschöpfung
Der Boom im Caravaning hat zu einer steigenden Nachfrage nach Stellplätzen geführt. Doch vielerorts fehlen passende Angebote. Wein- und Genussregionen können hier profitieren, erklärt Szolnoki, Experte für Weintourismus und Marktforschung:
„Die Weingüter bieten nicht nur genügend Platz, sondern auch ein einzigartiges Erlebnis. Eine Übernachtung direkt am Weinberg, kombiniert mit Verkostungen und kulinarischen Erlebnissen, macht die Reise für Wohnmobilisten besonders reizvoll.“
Gleichzeitig tragen Caravaning-Gäste zur regionalen Wertschöpfung bei, indem sie Wein direkt vor Ort kaufen und die kulinarischen und kulturellen Angebote in der Urlaubsregion nutzen. Wer auf Campingangebote setzt, muss dafür keine neuen Hotelkapazitäten schaffen. „Für touristisch weniger entwickelte Regionen ist das ein gut umsetzbares Konzept“, so Szolnoki.
Mit gutem Gewissen unterwegs
Neben der wirtschaftlichen Dimension spielt auch die Nachhaltigkeit eine Rolle. Viele Reisemobilisten setzen auf sanften Tourismus, lassen ihr Fahrzeug stehen und erkunden die Umgebung per Fahrrad oder zu Fuß. „Das reduziert den CO₂-Ausstoß und fördert einen bewussten Umgang mit der Natur“, sagt Szolnoki. Ein weiterer Vorteil: Nach der Weinprobe entfällt die Sorge um den Heimweg – gut für Gäste und Gastgeber.
Erfolgsmodelle aus dem Ausland
In Frankreich und Italien ist die Kombination aus Caravaning und Weintourismus längst etabliert. Netzwerke wie „France Passion“ oder „Agricampeggio“ bieten Reisenden die Möglichkeit, auf Weingütern zu übernachten – oft kostenfrei, wenn sie im Gegenzug Wein erwerben. Diese Strategie könnte auch in Deutschland Schule machen.
Doch wie können Weingüter den Einstieg schaffen? Laut Szolnoki reichen oft schon einfache Stellplätze mit grundlegender Infrastruktur wie Strom und Wasser. „Eine große Investition ist nicht immer notwendig. Die Kosten für eine Basis-Infrastruktur liegen zwischen 4.000 und 5.000 Euro, Viele Winzer beginnen mit wenigen Stellplätzen und erweitern ihr Angebot, wenn die Nachfrage steigt“, erklärt er.
Wichtig ist die Sichtbarkeit: Plattformen wie „Landvergnügen“ oder „Park4Night“ bringen Stellplätze gezielt zur Zielgruppe.
Caravaning als Zukunftschance für Genussregionen
Weinregionen machen es vor: Durch die Kombination aus lokalem Genuss, naturnahem Reisen und cleverem Destinationsmarketing entsteht ein attraktives Angebot für Caravaning-Touristen. „Der Trend zum mobilen Reisen wird weiter wachsen und Weingüter, die sich darauf einstellen, können davon langfristig profitieren. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung“, so Szolnoki.
Aber auch Destinationen ohne Weinbau können von diesem Modell profitieren, denn das Prinzip funktioniert auch mit anderen regionalen Spezialitäten. Der Schlüssel liegt darin, das eigene Alleinstellungsmerkmal gezielt zu vermarkten und mit passender Infrastruktur zu verknüpfen.
Übernachtungen auf Weingütern steigern den Umsatz der Betriebe und stärken die regionale Wirtschaft. Gäste kaufen Wein, nutzen Gastronomie und Kultur. Wohnmobilreisende erhöhen zudem die Bekanntheit der Weinregionen.
5 Tipps für Genussregionen
1. Attraktive Stellplätze schaffen Auch einfache Stellplätze mit Strom und Wasser genügen. Ein naturnahes Ambiente mit Blick auf die Weinberge macht das Angebot besonders reizvoll.
2. Zusätzliche Erlebnisse anbieten Weinproben, Kellerführungen oder geführte Weinwanderungen machen den Aufenthalt unvergesslich.
3. Digitale Sichtbarkeit erhöhen Plattformen wie „Landvergnügen“ oder „Park4Night“ helfen, Caravaning-Reisende gezielt zu erreichen.
4. Kooperationen nutzen Tourismusverbände und regionale Netzwerke erhöhen die Reichweite und stärken die Vermarktung.
5. Nachhaltigkeit mitdenken Ladestationen für E-Bikes, Solaranlagen oder naturnahe Gestaltung erhöhen die Attraktivität und das Umweltbewusstsein.